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Legasthenie oder LRS (Lese- Rechtschreibschwäche)? Dyskalkulie oder Rechenschwäche?

Diese Begriffe werden oft synonym verwendet. 

„Von einer Legasthenie/Dyskalkulie spricht man, wenn Folgendes beobachtet werden kann:

  • eine zeitweise Unaufmerksamkeit des Kindes in Zusammenhang mit dem Schreiben, Lesen oder Rechnen, d.h. dann, wenn es unmittelbar auf Buchstaben- oder Zahlensymbole trifft.
  • Sinneswahrnehmungen, die nicht ausreichend für das Erlernen des Schreibens, Lesens und Rechnens geschärft sind
  • die durch die unscharfen Sinneswahrnehmungen und die daraus folgende Unaufmerksamkeit entstehenden Wahrnehmungsfehler.“ 
    (aus der Fortbildungsliteratur des EÖDL)

Diese drei genannten Faktoren kommen bei einer Legasthenie/Dyskalkulie zusammen.

Was genau ist mit Sinneswahrnehmungen gemeint?

„Die organischen Bedingungen (Sehen, Hören, Bewegen) und die kognitiven Bedingungen (Wahrnehmen, Verarbeiten, Merken, Strukturieren, Zuordnen) sind Voraussetzungen für das Erlernen des Lesens und Schreibens. Lernen ist immer eine aktive Auseinandersetzung mit der Umwelt.“

Die verschiedenen Sinneswahrnehmungen wie Hören, Sehen, Fühlen sind sehr wichtig, um unsere Kulturtechniken zu erlernen. Ist die Wahrnehmung in diesen Bereichen andersartig, kommt es zu Problemen.
Die einzelnen Wahrnehmungsbereiche werden nochmals unterteilt:

Optischer Bereich

Optische Differenzierung:

  • wird das Wesentliche aus dem Gesehenen nicht erfasst

  • optisch ähnliche Dinge werden nicht als ungleich erkannt (macht sich z.B. bemerkbar, wenn das Kind ähnliche Buchstaben vertauscht – h/k; a/o; 7/4; 6/5; 6/9 usw.)

Optisches Gedächtnis:

  • optische Informationen werden nicht gespeichert

  • Schwierigkeiten, sich Farben, Formen, Muster, Bilder, Gegenstände zu merken

  • Worteinprägung gelingt nicht – Wörter werden oft richtig geschrieben, dann wieder falsch

  • beim Abschreiben oftmaliges Hinschauen auf die Vorlage

Optische Serialität:

  • optische Reihenfolgen können nicht wahrgenommen werden

  • Schwierigkeiten beim Erfassen des Hintereinanders der Buchstaben

  • Umdrehen der Reihenfolge der Buchstaben Lesen und Schreiben

Akustischer Bereich

Akustische Differenzierung:

  • das Wesentliche aus dem Gehörten wird nicht erfasst

  • die Entscheidung, ob das Gehörte gleich oder ungleich ist, fällt schwer

  • das Heraushören eines Lautes aus einem Wort funktioniert nicht

  • ähnlich klingende Laute, Wörter oder Zahlen können nicht unterschieden werden

Akustisches Gedächtnis:

  • kann sich Gehörtes nicht merken und nicht wiedergeben

  • häufiges Nachfragen nach Ansagen

  • auslassen, hinzufügen von Buchstaben, Silben und Wörtern

Akustische Serialität:

  • akustische Reihenfolgen können nicht richtig wahrgenommen werden

  • Schwierigkeiten beim Sprechen eines Satzes in der richtigen Wortstellung und auch in der richtigen Reihung der Gedanken

Raumorientierung

  • die Raumposition kann nicht richtig eingeschätzt werden
  • Schätzen von räumlichen und zeitlichen Distanzen, Größen und Einheiten fällt schwer
  • lernt nur langsam, sich anzuziehen
  • Erlernen der Uhr macht Schwierigkeiten
  • seitenverkehrtes Schreiben
  • Buchstabenverwechslung bei Lagenunterschied (b/p; b/d), Zahlen (6/9;36/63)

Körperschema

  • hat Schwierigkeiten, sich am eigenen Körper zu orientieren

  • Unsicherheiten rechts/links – oben/unten – hinten/vorn

Eine LRS oder eine Rechenschwäche sind erworben. Das heißt, es gibt keine! differenten Sinneswahrnehmungen. Die zeitweise Unaufmerksamkeit im Umgang mit Symbolen tritt hier nicht so deutlich hervor.

Faktoren, die auch das Entstehen von Sekundärproblematiken (bei Legasthenie/Dyskalkulie) begünstigen, können für die Ausbildung einer LRS oder Rechenschwäche verantwortlich sein:
z.B.: lange Krankheit eines Kindes, eines Lehrers, keine kontinuierliche Beschulung, schwierige häusliche Umstände, Stresssituation durch Scheidungen von Eltern, Angst vor einem Lehrer usw. …

Die Fehlersymptomatik bei Legasthenie/Dyskalkulie und LRS/Rechenschwäche ist ähnlich.

Während bei LRS/Rechenschwäche vermehrtes, kontinuierliches Üben (am Symptom) hilft, kommt man allein damit bei einer Legasthenie/Dyskalkulie nicht gut voran.

Wenn bei einer Legasthenie die Bereiche:  Aufmerksamkeit Sinneswahrnehmung (Funktionen) – Symptom (Fehler)
betroffen sind, muss auch in diesen Bereichen interveniert werden.

Die AFS-Methode (A – für Aufmerksamkeit, F – für Funktion und S – für Symptom) berücksichtigt diese Gegebenheit sowohl im Rahmen der Diagnostik als auch bei der Trainingsplanung.